Fachvortrag: Arbeitsmarktpolitik muss Fachkräftebedarf im Auge haben
In einer gemeinsamen Veranstaltung des BDS Ludwigsburg und der Liberalen Initiative Mittelstand (LIM) präsentierte der FDP-Bundestagsabgeordnete Pascal Kober Ergebnisse der schwarz-gelben Koalition auf dem Gebiet der Arbeitsmarktpolitik, so z.B. die Job-Center-Reform, Änderungen zum Hartz-IV-Regelsatz, die Umgestaltung der arbeitsmarktpolitischen Instrumente, insbesondere die Änderungen im Bereich Gründungszuschuss. Den Schwerpunkt seines Vortrages legte Kober, Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales im Bundestag, jedoch auf das Thema Fachkräftemangel. „Man geht davon aus, dass allein in Baden-Württemberg bis 2025 rund 600.000 Fachkräfte fehlen werden“, so der Arbeitsmarktexperte.
Als mögliche Handlungsfelder zur Fachkräftesicherung nannte Kober die Steigerung der Erwerbstätigkeit bei Frauen, die Flexibilisierung durch Arbeitszeitmodelle, die Beschäftigungssicherung älterer Erwerbstätiger, die Verbesserung der Bildungschancen bzw. die Reduktion der Zahl von Schulabgängern ohne qualifizierten Abschluss sowie auch die gezielte Steuerung der Zuwanderung von Fachkräften. Auch auf dem Gebiet der Integration von Menschen mit Behinderungen bestehe nach Ansicht von Kober noch Handlungsbedarf. Dies schließe nach seiner Auffassung jedoch auch die Aufklärungsarbeit bei Unternehmen mit ein, wie tragfähige Beschäftigungsformen aussehen können: „Unwissenheit und Unsicherheit auf der Arbeitgeberseite verhindert, dass überhaupt eine Beschäftigung von Menschen mit Behinderung in Betracht gezogen wird“, so Kober.
Zuletzt ging Kober noch auf die Situation der Langzeitarbeitslosen ein und forderte eine Reform, die eine „echte Teilhabe“ am Arbeitsmarkt ermögliche. Die Zusammenfassung verschiedener Haushaltstöpfe sei dafür Voraussetzung. Arbeitslose sollten so etwas wie einen Lohn und nicht Hartz IV empfangen, solange sie sich in einer zielgerichteten Qualifizierungsmaßnahme befinden. „Die Menschen müssen die Erfahrung machen, dass sie etwas können und leisten“, so die Auffassung von Kober. Bedauerlicherweise sieht Kober derzeit keine Chance für eine Mehrheit im Parlament, um eine Reform auf diesem Gebiet anzugehen bzw. durchzusetzen.
Abschließend bedankte sich Martin Müller, Landesvorsitzender der LIM Baden-Württemberg, sowohl bei Pascal Kober für den interessanten Vortrag als auch bei Stephan R. Wolf, Vorsitzender des BDS Ludwigsburg, für die Gastfreundschaft und die überlassenen Räumlichkeiten bei der Telis Finanz AG. Müller erinnerte bei der Gelegenheit auch noch daran, dass sich die FDP weiterhin gegen eine Versicherungspflicht der Selbstständigen in der gesetzlichen Rentenversicherung einsetzen solle. „Es kann nicht sein, dass ein marodes System durch die Ausweitung der Beitragspflichtigen am Leben erhalten werde“, so Müller und verwies auf die gleichlautende Forderung des Bundesvorstandes Liberaler Mittelstand.
Foto: Jan Gallas