Stadtführung „Wirtschaft in Ludwigsburg” mit Wolfgang Könninger

Wir haben uns am Brunnen im mittleren Schlosshof getroffen und wie bestellt kam genau in dem Moment die Sonne raus und begleitete uns die ganze Führung.

Noch bevor das Schloss erbaut wurde, war der sogenannte Erlachhof auf dem Gelände des späteren Schlosses, ein bedeutender Versorgungsbetrieb für das Kloster Bebenhausen bei Tübingen. Insofern geht das „Wirtschaften“ in Ludwigsburg hier bis ins 15 Jahrhundert zurück. Aber erst der Schlossbau brachte dann den ersten größeren Aufschwung, Händler und Handwerker zogen nach Ludwigsburg. Unter anderem kamen ganze Clans aus Italien an und bauten diese Stadt auf. Trotz angepriesener Steuerfreiheit und kostenlosem Bauland und Baumaterial ließen sich aber erst zögerlich mehr Einwohner ansiedeln, da Ludwigsburg bis heute auf vielen Wasserquellen steht, was zu früheren Zeiten extreme Probleme beim Bauen bereitet hat.

Nach Wegzug des Hofes im Jahre 1816 kam es zum wirtschaftlichen Absturz, wo kein Hof, da kein Verdienst, die Einwohnerzahl sank um die Hälfte.

Doch es kommt zur „Neuerfindung“ der Stadt, Gewerbetreibende bekommen günstige Konditionen und siedeln sich an. Ende des 19. Jahrhunderts kommt es zu einer Blütezeit der Wirtschaft in Ludwigsburg und viele weltweit renommierte Firmen hatten damals ihren Ursprung. Besonders schmerzhaft für uns Selbständige des BDS war zu erfahren, dass die meisten der Firmen nicht überlebt haben. Der erste Weltkrieg, die starke Rezession in den 20er Jahren des 20 Jahrhunderts und der zweite Weltkrieg waren für viele Firmen einfach zu viel. Aber es gibt auch einiger Firmen, die bis heute prosperieren und Weltmarktführer sind, allen voran beispielsweise Kaffee Frank, das die Keimzelle des heutigen Nestlekonzerns gebildet hat.

Wir haben auf unserem Rundgang so berühmte Beispiele der Ludwigsburger Wirtschaft kennengelernt, wie Justinus Kerner, der durch die Entdeckung eines Giftes, das bei der Zersetzung von Wurst entsteht den Vorläufer des heutigen Botox entdeckte und damals schon bei Muskelverspannungen erfolgreich einsetzte. Oder die tragische Figur des Erfinders des Streicholzes, Jakob Friedrich Kammerer, der einen durchaus erfolgreichen Wirtschaftsbetrieb mit über 40 Mitarbeitern aufbaute, aber aufgrund seiner Teilnahme am Hambacher Fest politisch verfolgt und auch zu Haft auf dem Hohenasperg verurteilt wurde. Davon erholte er sich zwar und floh dann in die Schweiz, wo er einige Jahre gut und erfolgreich lebte. Doch zum Lebensende zog es ihn zurück nach Ludwigsburg und seine Geschäfte brachen zusammen. Schließlich starb er in einer privaten Irrenanstalt.

Die Firma Buchrucker, die eine ebenfalls weltweit bekannte Firma für Zinngießereien war, hatte ihre Produktion in einem Hinterhof der Eberhardstraße und Produkte von dieser Firma erfreuen sich bei Auktionen großer Beliebtheit und erzielen Höchstpreise.

Als letztes Beispiel sei die Firma Hauser in der Hospitalstraße angeführt, die Spielzeug herstellte. Unter anderem ist sie der Erfinder des Kartenspiels „Elfer raus“, aber zu noch größerer Berühmtheit führte sie die Herstellung der „Bild-Lilly“ einer Puppe, die für einen Cartoon, der in den 50er Jahren in der Bildzeitung erschien und deren Protagonistin Lilly war, hergestellt wurde. Die Rechte an dieser Puppe hat Hauser an die Firma Matell verkauft und diese brachte dann die Puppe als „Barbie“ auf den Markt und trat damit einen Siegeszug um die Welt an.

Nach 2 Stunden Führung, die alle Teilnehmer begeistert hatte, war es dann leider mit dem Sonnenschein auch wieder vorbei und wir schafften es gerade noch in das Café und Bistro Le Baron unseres Mitglieds Jürgen Feyhl, wo wir dann bei leckerem Speis und Trank den Abend noch lange ausklingen ließen. Netzwerken, Kennenlernen neuer Mitglieder und auch Gäste anderer Ortsvereine standen dabei im Vordergrund und alle Teilnehmer waren sich einig: es war wieder ein rundum gelungene Veranstaltung des BDS Ludwigsburg.

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